Erster Scania G 410 LNG für Tankstellenlogistiker Klaeser

Scania Deutschland hat den ersten Scania Lkw für LNG-Betrieb ausgeliefert. Die Klaeser Internationale Fachspedition und Fahrzeugbau mit Hauptsitz im nordrhein-westfälischen Herten setzt nun einen Scania G 410 mit Sechszylinder-Gasmotor für den Betrieb mit LNG, Flüssiggas, in ihrer Tankstellenlogistik ein.

Koblenz/Brunn am Gebirge, 2. Oktober 2018: Scania Deutschland, Anbieter von kraftstoffsparenden und nachhaltigen Transportlösungen, hat im Rahmen der Eröffnung der ersten öffentlichen LNG-Tankstelle des Mineralölkonzerns Shell in Hamburg den ersten Scania Lkw für den Betrieb mit dem Flüssiggas LNG an den Tankstellenlogistiker Klaeser übergeben.

CO2-Reduzierung mit LNG

„LNG ist für Spediteure eine nachhaltige Option, weil dieser alternative Kraftstoff gegenüber vergleichbaren Diesel-Modellen bis zu 15 Prozent weniger CO2 ausstößt. Kommt LNG als Biogas zum Einsatz, lässt sich die Quote sogar bis zu 90 Prozent senken“, beschreibt Stefan Ziegert, Produktmanager nachhaltige Transportlösungen für Scania Deutschland Österreich. „Auch im Hinblick auf die Verringerung von Stickoxiden, NOx, und Feinstaub-Emissionen ist die Bilanz ausgezeichnet. Der neue Euro-6-Gasmotor von Scania erfüllt zudem die Vorgaben der PIEK-Lärmschutzrichtlinie, die einen maximalen Geräuschpegel in lärmempfindlichen Gebieten wie Innenstädte und Wohngebiete von 72 dB(A) vorgibt“, so Ziegert.

„Der neue 13-Liter-Gasmotor kommt zusammen mit dem automatisierten Getriebe Scania Opticruise zum Einsatz. Im Hinblick auf Leistung, Fahrverhalten und Fahrkomfort legt er nahezu die gleiche Performance wie ein Dieselmotor an den Tag“, ergänzt der Produktmanager.

Nachhaltigkeit als Unternehmensphilosophie

Nicht nur für Scania, auch für das Logistikunternehmen Klaeser gehört Nachhaltigkeit zur Unternehmensphilosophie. „Die Investition in innovatives technisches Equipment und alternative Kraftstoffe ist für Klaeser fester Bestandteil einer nachhaltigen Unternehmensführung“, erklärt Jan Paul Westenberger, Prokurist und Speditionsleiter des 1954 gegründeten Unternehmens, das auf den Straßentransport flüssiger Chemikalien sowie die Ausfuhr von Schmier- und Treibstoffen spezialisiert ist. 

Am Standort Hamburg ist der Logistiker für die Shell Deutschland Oil im Tankstellen-Ausfuhrgebiet Nord auf Achse. Dort kommt der mit dem großen Fahrerhaus CG 20 N ausgestattete Scania G 410 LNG zur Versorgung der Shell-Tankstellen zum Einsatz. Das Fahrzeug fährt im Zweischichtbetrieb und erreicht eine Tagesfahrleistung von bis zu 1.000 Kilometern. Den eigenen Kraftstoff bezieht der Kunde für den LNG Scania in der neu eröffneten LNG-Tankanlage am Georgswerder Bogen, die im Stadtteil Veddel in unmittelbarer Nähe zu den Autobahnkreuzen in Hamburgs Süden liegt.

Scania LNG-Lkw mit hoher Reichweite

Die Abkürzung „LNG“ steht für Liquefied Natural Gas und bezeichnet ein Erdgas, das durch Abkühlung auf eine Temperatur von minus 161 bis minus 164 Grad Celsius vom gasförmigen in den flüssigen Aggregatzustand wechselt. Da sich bei diesem Prozess das Volumen deutlich verringert, lässt sich im Nutzfahrzeug bei gleicher Tankgröße mit LNG deutlich mehr Energie bevorraten als mit herkömmlichem Erdgas.

Eine wichtige Technologiekomponente des Scania G 410 LNG sind die beiden doppelwandigen Edelstahltanks. Ein Vakuum zwischen den beiden Schichten sorgt für die Isolierung, durch die sich das LNG über mehrere Tage speichern lässt. Die beiden Tanks fassen zusammen rund 750 Liter LNG, was dem Scania eine Reichweite von bis zu 1.100 Kilometern ermöglicht.

Scania 13-Liter-Gasmotor mit sehr guter Performance

Den Vortrieb im Scania Tankfahrzeug übernimmt der neu entwickelte und Ende November 2017 eingeführte 13-Liter-6-Zylinder-Gasmotor (OC13), der zusammen mit dem 9-Liter-5-Zylinder-Gasmotor in den Leistungsausführungen mit 280 und 340 PS eine eigene Baureihe im Scania Motorenprogramm bildet. Der Scania Sechszylinder verfügt über eine Leistung von 410 PS und ein Drehmoment von 2.000 Nm bei 1.100 bis 1.400 U/min. Der Gasmotor arbeitet nach dem Prinzip des Ottomotors. Zündkerzen liefern den Funken zur Entzündung des Gemisches aus Erdgas und Luft, wobei beide Komponenten vollständig verbrennen. Die Abgasrückführung (EGR) sowie ein Drei-Wege-Katalysator besorgen die Abgasnachbehandlung.

Aufbau von LNG Infrastruktur beginnt

Für den Mineralölkonzern Shell sind das Engagement des Tankstellenlogistikers Klaeser und der Einsatz des Scania G 410 LNG eine Referenz für einen nachhaltigen und umweltfreundlichen Straßengütertransport. Mit der neuen Tankstelle in Hamburg startet Shell jetzt den Aufbau einer LNG-Infrastruktur für den Schwerlastverkehr in Deutschland.

„Wir treiben die Diversifizierung unseres Kraftstoffportfolios und den Aufbau eines LNG-Stationsnetzes mit Blick auf das globale Ziel voran, den Ausstoß von Emissionen auch im Transportsektor zu begrenzen und den Kunden sauberere und wirtschaftliche Energielösungen anzubieten“, sagt Jochen Momberger, Business Development Manager LNG bei Shell.
Auch bei Klaeser ist man mit der LNG-Initiative zuversichtlich. „Für uns ist die Kooperation mit Scania und Shell eine Chance, bereits in einem sehr frühen Stadium mit einer neuen Technologie und einem neuen Kraftstoff Erfahrungen zu sammeln“, beschreibt Jan Paul Westenberger die Motivation seines Unternehmens.

Ausblick: 

Die Infrastruktur für LNG in Deutschland verdichtet sich

• Die Bundesregierung unterstützt die EU-Kommission bei der Umsetzung einer Richtlinie für den Aufbau der Infrastruktur für alternative Kraftstoffe. Diese sieht unter anderem vor, dass bis 2025 auf den Hauptverkehrsrouten der Europäischen Union alle 400 Kilometer eine LNG-Tankstelle angefahren werden kann.

• Für den Lkw-Verkehr in Deutschland strebt das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) bis zum Jahr 2020 einen Grundstock von 10 bis 25 stationären Tankstellen an. Der weitere Ausbaupfad für die Fläche sieht rund 40 Tankstellen bis 2025 vor.

• In der Taskforce „LNG für schwere Nutzfahrzeuge“ arbeitet die Deutsche Energie-Agentur (dena) seit Ende 2015 mit Partnern aus Industrie und Wirtschaft daran, mehr LNG-Tankstellen in Deutschland zu errichten. Auch Scania ist Mitglied dieser Taskforce.

• Die Volkswagen Konzernlogistik setzt im Rahmen ihrer Green Logistics Initiative gemeinsam mit Scania und rund 20 Spediteuren des Konzerns im Gütertransport auf LNG. Im ersten Schritt sollen rund 100 Scania LNG-Lkw in Norddeutschland zum Einsatz kommen. Der Bund hat dazu ein Förderpaket für Spediteure zur Anschaffung der Fahrzeuge aufgelegt. Mehrere Mineralölgesellschaften haben zugesagt, in der Region die Infrastruktur mit Tankstellen aufzubauen.

• Die neue öffentliche LNG-Tankstelle von Shell in Hamburg ist Teil eines europäischen Netzwerks, das der Mineralölkonzern für verflüssigtes Erdgas aufbauen will. Shell betreibt bereits sieben LNG-Tankstellen in den Niederlanden sowie eine in Belgien. Zwei weitere Anlagen sollen 2019 in Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen entstehen.

• Die Berliner LIQUIND 24/7 GmbH baut derzeit ein LNG-Verteilnetzwerk in Deutschland auf. Dazu gehören auch Stationen zur Betankung von Lkw. Noch in diesem Jahr sollen Tankstellen in Duisburg und Mannheim den Betrieb aufnehmen. Zehn weitere LNG-Standorte sind geplant, unter anderem in den Ballungsräumen Hamburg, Berlin und Frankfurt.

• Die Firma HGM Energy will noch in diesem Jahr mit einer mobilen LNG-Tankstelle in Bremen-Arsten an der Autobahn A 1 starten.

• LIQVIS und der Lebensmittel-Logistikdienstleister Ludwig Meyer haben am 25. April 2017 die erste öffentlich zugängliche LNG-Tankstelle Deutschlands auf dem Betriebsgelände des Logistikers im Güterverkehrszentrum Freienbrink östlich von Berlin an der A10 eröffnet. LIQVIS plant weitere LNG-Tankstellen an zentralen Standorten wie Hamburg, Hannover, Kassel, München, Kamen, Ulm und Köln.

• Die erste nicht-öffentliche LNG-Tankstelle für Lkw in Deutschland haben das Energieunternehmen LIQVIS und ein Nutzfahrzeughersteller am 28. Juni 2016 Deutschlands in Ulm eröffnet. Die Tankstelle ist in erster Linie als Versuchsanlage für Dauertests ausgelegt.

Weitere LNG-Tankstellen auch in Österreich geplant

• Im September 2017 eröffnete die österreichweit erste LNG-Tankstelle im Logistikzentrum Ennshafen in Oberösterreich. Diese wurde in nur wenigen Wochen Bauzeit von der RAG Austria AG fertiggestellt und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Am Standort Ennshafen können momentan rund 12 Tonnen verflüssigtes Erdgas gelagert werden. Dies entspricht in etwa 60-90 Lkw-Tankfüllungen.

• In den nächsten Jahren plant die RAG den Ausbau des LNG-Tankstellennetzes in Österreich. So ist bereits für 2019 eine weitere Tankstelle geplant.